|
Nationalfondsstudie "Hausgeburt versus Spitalgeburt"
Die geplante Hausgeburt ist gleich sicher wie eine Spitalgeburt: Dies ist die zentrale Aussage der Nationalfondsstudie,
die im Dezember 1993 der Oeffentlichkeit vorgestellt wurde. Innerhalb von vier Jahren wurden 489 Frauen mit geplanter
Hausgeburt und 385 Frauen mit geplanter Spitalgeburt im Kanton Zürich untersucht. Beide Gruppen sind in folgenden
Kriterien vergleichbar: Alter, Kinderzahl, soziale Schicht, Partnersituation, Gesundheitszustand, Nationalität.
Aus diesen beiden Gruppen konnten 214 vergleichbare Paare gebildet werden. Die untersuchten Schwangeren waren gesund,
mit wenig Risiken.
Bedeutsame Erkenntnisse:
- Einstellung der Frauen zu Schwangerschaft und Geburt
Die Frauen mit geplanter Hausgeburt sind selbstbewusster, machen sich weniger Sorgen um sich selbst und das Kind,
haben weniger Bedenken und sehen die Geburt als normalen natürlichen Vorgang. Ihnen ist die persönliche Gestaltung
der Geburt sehr wichtig. Die Frauen mit geplanter Geburt sind mehr beschäftigt mit den Risiken, passen sich mehr der
Umgebung an und ihre individuellen Wünsche sind ihnen weniger wichtig.
- Dammverletzungen und Eingriffe
38% der Frauen mit Hausgeburt hatten nach der Geburt einen intakten Damm, bei Frauen mit Spitalgeburt waren es 9%.
Schwere Dammverletzungen mit oder ohne Dammschnitt sind zu Hause oder im Spital gleich häufig. Frauen mit Hausgeburt
hatten deutlich weniger Geburtseinleitungen, Kaiserschnitte und vaginal-operative Eingriffe (Vacuum, Zange) sowie
weniger Wehen- und Schmerzmittel.
- Verlegung ins Spital
Jede vierte Frau mit dem ersten Kind wurde während der Schwangerschaft oder Geburt ins Spital verlegt. Bei
Zweit- und Drittgebärenden betrug der Anteil lediglich 4%. Notfallmässige Verlegungen während der Geburt
waren bei 4,1% aller Hausgeburten notwendig.
- Das Neugeborene
Die Neugeborenen beider Gruppen zeigten keine Unterschiede in allen untersuchten Gesundheitsmerkmalen wie:
- Neugeborenenuntersuchung unmittelbar nach der Geburt
- Anwendung notwendiger Massnahmen
- Laborwerte aus dem Nabelschnurblut
- Ausführliche kinderärztliche Untersuchung am 3. Lebenstag
- Das persönliche Erlebnis
Dauerte die Geburt länger als 12 Stunden, so war für die Frau die kontinuierliche Betreuung durch ihre Hebamme,
die Unterstützung des Partners und/oder einer Freundin etc. entscheidend für das positive Erleben der Geburt
Die Geburtsleitung der Hebamme wurde von der Frau schonender erlebt als die von Aerztinnen und Aerzten. Das zeigte sich
beim Hausgeburten- wie beim Spitalgeburtenkollektiv.
- Stillen und Wochenbett
Frauen, die zu Hause geboren haben, stillten ihre Kinder nach der Geburt früher voll und länger. 84% der Frauen
mit Hausgeburt haben sich im Wochenbett zu Hause sicher und gut aufgehoben gefühlt, im Vergleich zu 79% der Frauen
mit geplanter Spitalgeburt.
Schlussfolgerung
Die geplanten Hausgeburten beinhalten keine grösseren Risiken für Mutter und Kind als die Geburt im Spital.
Die Chance, ohne Eingriffe zu gebären, ist zu Hause grösser. Ein guter Kontakt zwischen den Betreuenden der
Hausgeburten und der Spitäler ist eine wichtige Voraussetzung.
Weitere Informationen:
Schweizerischer Hebammenverband, Bern; Schweizerischern Nationalfonds, Bern; Prof. Dr. Ursula Ackermann-Liebrich,
Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel, Basel; Thomas Voegeli, prakt. Arzt,
Zürich.
12.94, herausgegeben vom Schweizerischen Hebammenverband, Bern
Zurück zu Hausgeburt
|
|